What would life be
Without a song or a dance, what are we?
… mal im Ernst, was wäre die Welt ohne Musik?
In meinen Augen (bzw. Ohren) ist die Musik als Ganzes eine Welt für sich und so vielfältig wie das Leben selbst. Ein unerschöpflicher Schatz aus Klängen und Resonanzen. In dieser Welt wache ich jeden Morgen auf, tauche in ihr ein.
Es gibt täglich Neues zu entdecken. Man wird nie alles gehört, geschweige denn gespielt haben.
Ehe ich mich in weiteren philosophischen Ausführungen ergehe, stelle ich mich besser vor.
Mein Name ist Lorenz Polifke, geboren bin ich an einem schönen November-Sonntag in Nürnberg. Wortwörtlich von der ersten Minute an war ich von Musik umgeben: im Kreissaal lief die Platte „Handmade“ von David Qualey…
Als ich vier Jahre alt war, zog meine Familie auf einen ehemaligen fränkischen Bauernhof im südlichen Steigerwald. Drumherum viel Natur, im Haus jede Menge Platz für meine beiden Geschwister, mich und die unzähligen Instrumente, die im Lauf der Jahre bei uns eingezogen sind. Es wurde quasi die ganze Zeit musiziert.
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Mein erstes Instrument war das Klavier. Auf dem Dielenboden unseres Wohnzimmers klang sogar das erschwingliche Klavier aus der Eigenmarke eines lokalen Musikaliengeschäfts wie ein Konzertflügel. Zwölf Jahre lang hatte ich bei Hannelore Mittl-Hopfinger in Erlangen Klavierunterricht. Einen Großteil meines musikalischen und harmonischen Wissen wurde mir durch die Anschaulichkeit der Klaviertastatur klar.
Eines Tages bekam mein Bruder Lust, Gitarre zu spielen. „Mama, du warst doch Lehrerin und du kannst Gitarre spielen. Also bist du eine Gitarrenlehrerin.“ Durch diesen klugen Rückschluss hat er sie zur Gitarrenlehrerin gemacht.
Es dauerte nicht lang, bis auch ich Gitarre spielen wollte. Meine Mutter gab mir meinen ersten Unterricht auf dem Instrument.
Eine Gitarre ist wie ein Marionetten-Theater: eine relativ kleine Holzkiste, aus der von zarten Fäden geleitete Geschichten dringen. Es erfordert ein gewisses Maß an Konzentration und Aufmerksamkeit, dann zieht sie einen in ihren Bann.
Die Unmittelbarkeit der Klangerzeugung auf der Gitarre ist einer ihrer Aspekte, der mich am meisten an ihr fasziniert: beide Hände berühren die Saite direkt, es gibt keinen zwischengeschaltetes Element (wie z.B. den Bogen bei Streichinstrumenten oder den Hammer im Klavier).
A propos Streichinstrumente: da es mich im Alter von 12 Jahren reizte, im Schulorchester mitspielen zu können, lernte ich ein passendes Instrument: Kontrabass. Der Tieftöner begleitet mich seither als Zweitinstrument in verschiedenen Orchester- und Ensembleformationen.
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Die Gitarre kristallisierte sich im Lauf der Jahre als mein Hauptinstrument heraus. Das geschah vor allem durch den Besuch der Gitarrenfestivals in Hersbruck und Wertingen, bei denen ich mit der stilistischen Vielfalt und den unzähligen klanglichen Möglichkeiten der Gitarre in Berührung kam und die ich bis heute spannend finde: Klassische Klänge, die bis zurück in die Renaissance und den Barock reichen, feuriger Flamenco, grooviger Fingerstyle, berührende Singer-Songwriter,… die Liste ist lang.
Als die Berufsfindung anstand, war ich erst sehr an Architektur interessiert. Leider musste ich bei einem Praktikum feststellen, dass die kreativen Prozesse im Büroalltag eine eher untergeordnete Rolle spielen. Außerdem hieß es, das Studium sei sehr zeitaufwändig. Da ich in meiner Freizeit lieber Gitarre spielte als Grundrisse zu zeichnen, suchte ich nach Optionen, dieses Hobby zum Beruf zu machen.
Ein wichtiger Schritt war das Absolvieren des sogenannten “Additums Musik” in der bayrischen gymnasialen Oberstufe. Jedes Halbjahr spielte ich eine praktische Prüfung. Da ich nie an Jugend- Musikwettbewerben teilnahm, war das eine gute Gelegenheit für mich, gezielt Repertoire zu erarbeiten. In der Zeit hatte ich etwa einmal im Monat Unterricht bei Johannes Tonio Kreusch in München. Besonders hervorzuheben sind in diesem Rahmen die Aufführungen des Gitarrenkonzerts von Antonio Vivaldi und des “Tango en Skai” von Roland Dyens, jeweils in Begleitung des besagten schuleigenen Orchesters.
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Mein Weg führte mich nach dem Abitur an die Berufsfachschule für Musik des Bezirks Mittelfranken in Dinkelsbühl. Dort hatte ich ein Jahr lang Gitarrenunterricht bei Erich Schneider. Außerdem standen Fächer wie Musikgeschichte, Tonsatz, Gehörbildung und Ensembleleitung auf dem Stundenplan. Ich lernte viele Leute, die in eine ähnliche Richtung wollten wie ich, was mir ein gutes Gefühl gab.
Durch die eintretende Covid 19-Pandemie verlor mein Aufenthalt in Dinkelsbühl erheblich an Zauber und mein Lehrer regte an, mich bereits an Universitäten zu bewerben, obwohl meine Ausbildung an der Berufsfachschule erst nach einem weiteren Jahr abgeschlossen wäre.
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Ich bekam einen Studienplatz in Linz an der Anton Bruckner Privatuniversität in der Klasse von Prof. Wolfgang Jungwirth. Als dieser nach zwei Semestern in den Ruhestand ging, wurde ich der erste Student seines Nachfolgers Campbell Diamond, der meine gitarristischen und musikalischen Fähigkeiten entscheidend prägte. Alle instrumentaldidaktischen Fächer belegte ich bei Prof. Martin Schwarz, von dem ich in diesem Bereich viel lernen konnte. Zudem absolvierte ich den Studienschwerpunkt “Fingerstyle Gitarre” bei Prof. Michael Langer, um meine meine Kenntnisse in Arrangement und Komposition zu vertiefen.
Während meiner Zeit in Linz sammelte ich erste Unterrichtserfahrungen, indem ich zunächst privat und dann über zwei Jahre lang an der Musikakademie Passau unterrichtete. Es hat mir viel Freude bereitet, mit den interessierten und aufgeschlossenen Schüler*innen jeden Alters zu arbeiten. Meine Lehrprobe im Rahmen des Studiums legte ich mit Auszeichnung ab.
Das Jahr 2024 war von vielen Auftritten geprägt. Im Juni spielte ich mein Abschlusskonzert an der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz. Zur Vorbereitung spielte ich eine Reihe von Solokonzerten in Oberösterreich, Bayern und Baden-Württemberg. Ein besonderer Abend war das Konzert zusammen mit der deutschen Gitarristin und Singer-Songwriterin Julie Malia (a.k.a. Jule Malischke) und dem kanadischen Fingerstylegitarristen Don Ross im Schlossgewölbe in Höchstadt an der Aisch am 19.07.2024. Don Ross ist seit vielen Jahren ein Vorbild von mir und es war die Erfüllung eines Jugendtraums für mich, mit ihm gemeinsam ein Stück zu performen.
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Nach dem Studium in Linz zog es mich im Herbst 2024 nach Dresden. Der Studiengang “Akustische Gitarre” an der Carl Maria von Weber Musikhochschule zeichnet sich dadurch aus, dass alle Stile unterrichtet werden, die auf einer akustischen Gitarre möglich sind: Klassik, Fingerstyle, Pop, Jazz, Weltmusik… Das kommt mir sehr entgegen, da ich mich für all diese Genres interessiere.
In Dresden begann ich außerdem, meine Musik professionell aufzunehmen. Meine Debütsingle “Am Rannasee” wurde im Mai 2025 von Don Ross gemixt und gemastert. Für 2026 ist ein kleines Album mit Eigenkompositionen und Arrangements geplant.